Tauchkunst

Untere Havel, Deutschland 2015
Untere Havel, Deutschland 2015

Dies ist eindeutig keine Flaschenpost, das erkenne ich von weitem. Bei diesem wunderbaren Sommerwetter hat jemand seine leere Mineralwasserflasche verloren oder sie gar als Kunstobjekt zu Wasser gelassen. Ihre Farben ergänzen sich schließlich perfekt mit denen der Unteren Havel, und ein schwimmendes Kunstobjekt in Form einer Flasche ist gar nicht so selten wie man annehmen könnte.

Wer aber in den nächsten Jahren eine um den Flaschenboden herum rot angestrichene Colaflasche auf dem Rhein, dem Main oder der Donau entdeckt, sollte sich ihr nicht ohne Vorsicht nähern. Denn diese Flasche gehört Klara Hobza und zu einem unter Wasser stattfindenden, bizarren, ja wahnwitzigen Abenteuer, das endgültig in der anschließenden Reflektion der Berliner Künstlerin zu einem Kunstwerk wird.

Klara Hobza will in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren durch Europa tauchen – etappenweise von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Weit ist sie bisher noch nicht gekommen, Abenteuer gab es allerdings schon reichlich. Zu Beginn stürzte sie sich im Jahr 2012 wagemutig in die schlammgrünen Nordseefluten. Auf dem nächsten Stück Richtung Rotterdam ist sie fast vom Sog eines Containerschiffes verschlungen worden. In der Nähe von Delft hat sie sich verschwommen und geriet in eine Kanalsackgasse. In diesem Jahr will sie von der Nieuwe Maas aus zum nächsten Tauchgang aufbrechen – wie immer mit der roten Colaflasche, ihrer Signalboje.

 

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